Marlene

Musical von Pam Gems


Marlene Dietrich gibt eines ihrer letzten Konzerte in Paris. Im Theater wird sie empfangen von Vivian Hoffmann, einer jungen Schriftstellerin und Freundin, und von der seit Dachau verstummten "Mutti". Marlene ist die Göttin, die Furie, die disziplinierte Junkerstochter, die Hausfrau - sie lässt es sich nicht nehmen, den Fußboden selbst zu wischen, und das auf Knien - und vor allen Dingen ist sie der Star. Mit Interviews und Proben schreitet der Abend in ihrer Garderobe voran, der Beginn ihrer Vorstellung naht: Marlene tritt auf, Marlene singt und Marlene triumphiert.

Mit Cornelia Bielefeldt, Isabel Arnold, Ursula Schill. Regie und musikalische Leitung: Nicolas Kemmer





Starke deutsche Junkerstochter

"Marlene" von Pam Gems im Kaffeehaus Hagen

Heilbronner Stimme, 5. November 2012

von Monika Köhler


HEILBRONN "Attention, bitte die Gänge freihalten." Nicolas Kemmer alias Erik, der Mann am Klavier, rauscht durch die Reihen des Kaffeehauses Hagen und kündigt sie an: La Dietrich. Den Weg durchs Hotelfoyer hat die Diva genommen. Sie will keinem begegnen. Als sie in der mit rotem Samt ausgeschalgenen Garderobe langsam die dunkle Sonnenbrille absetzt, wird Cornelia Bielefeldt zu Marlene Dietrich.

Biografisch Anders als vor vier Jahren in "Marleni" von Thea Dorn, die in einer fiktiven Begegnung von Leni Riefenstahl und der Dietrich auf das komödiantische Element setzt, liegt bei der jetzt vom Le Café-Théâtre präsentierten "Marlene" der britischen Dramatikerin Pam Gems der Fokus auf dem biografischen Aspekt. Ein Abend in Paris, kurz vor dem Auftritt; die Dietrich allein mit sich, ihren Gefühlen und Vivian Hofmann (Isabelle Arnold), einer jungen Schriftstellerin, Freundin und Verehrerin. Wie spielt man einen Mythos?
Regisseur Nicolas Kemmer hat das Stück auf die Protagonistin zugeschnitten. Und Bielefeldt geht in der Rolle auf. Cornelia Bielefeldt als Bühnenlegende Marlene Dietrich. Hin- und hergerissen zwischen ihrer elektrisierenden Vorfreude auf den Auftritt, Erinnerungen an die schönen Tage, an Erfolge, fünf Welttourneen und an ihre Tochter und die Familie, aber auch an Anfeindungen in Deutschland, wo man sie als Vaterlandsverräterin beschimpfte, bereitet sich die Dietrich auf die Bühne vor.

Monologe Nachrichten und gute Wünsche treffen ein von den Größen dieser Welt aus Kunst und Kultur. Vivian liest sie vor. Zu ihren Füßen: der Weltstar, der eigenhändig die Dielen schrubbt, weil ihm die Garderobe zu dreckig ist. Neben derbem Witz und beißendem Zynismus, mit dem die Dietrich ihre Entourage auf Trab und Bielefeldt das Publikum bei Laune hält, fallen Sätze wie "Ich bin die Ikone - also zahl auch den Preis dafür", mit denen sie sich in eindringlichen Monologen zur Räson ruft. In ihren Liedern, darunter weniger populäre und berühmte wie "Lili Marleen", berührt Bielefeldt mit samtigem Alt im Solo oder im Duett mit Arnold, begleitet von Kemmer am Klavier. Und überzeugt im scharlachroten Kleid als Leinwandlegende zwischen Exzentrik und Fürsorge, Größenwahn und Versagensangst, zwischen "starker Junkerstochter" und zerbrechlichem Wesen, das nach "Mutti" (Ursula Schill) ruft, die Stoffpuppe an sich drückt und "im Herzen eine Deutsche" geblieben ist.

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